Thema: Auferstehung? Auferstehung!
Mt. 28, 1-10
1 Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria Magdalena und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen.
2 Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf.
3 Seine Erscheinung war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee.
4 Die Wachen aber erbebten aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot.
5 Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht.
6 Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt und seht die Stätte, wo er gelegen hat;
7 und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern: Er ist auferstanden von den Toten. Und siehe, er geht vor euch hin nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt.
8 Und sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen.
9 Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Und sie traten zu ihm und umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder.
10 Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen: Dort werden sie mich sehen.
Was ist Auferstehung? Überall auf der Welt wird heute am Ostersonntag der Auferstehung in Andacht und Gottesdiensten gedacht.
Während wir höchst szenen- oder kreuzweghaft in vielen Ländern die Passion und Kreuzigung bildhaft mit leitenden Jesusschauspielern - teils mit realer Kreuzigung also 120er Nägel in die Hände und Füße - vorgespielt und nacherzählt bekommen, ist das mit der Auferstehung so eine Sache. Was ist Auferstehung?
Warum haben wir nicht ein Symbol für die Auferstehung vor Augen, sondern das Symbol des Kreuzes, des Todes dieses Jesus von Nazareth, den wir als Auferstandenen predigen. Ein Auferstehungs-Symbol; beispielsweise einen runden Stein für die Öffnung des Höhlengrabes. Oder einen Ring für den Eingang / Ausgang aus dem Grab als Zeichen der Christen. Warum wird haben wir den Galgen zum Symbol, und nichts anderes ist das Kreuz - ein Galgen zur Vollstreckung der Todesstrafe von ordentlich verurteilten Verbrechern? Warum dieses Symbol? Dieses Kreuzes, was nun wirklich eigentlich KEIN Siegeszeichen darstellt
Was ist das mit der Auferstehung?
Sicher ist nur eines: Die Rationalen, die Intelligenten, die medizinisch und physikalisch Wissenden können unglaublich viele Erklärung für die Auferstehung bieten: Scheintod, Zwilling, unglaublich, psychische Überwindung des Todeserlebens des Anführers oder Jesus lebte in Indien nach seinem scheinbaren Tod. Vielleicht ist er auch ein Außerirdischer, der mit seinem Raunschiff an Himmelfahrt gen Himmel fuhr.
Kreuzigung - klar verständlich, da wurde einer nach einer Verhandlung mit Urteil hingerichtet!; Aber Auferstehung, das soll mal einer verständlich erklären. Aber im 21. Jahrhundert - geht das nicht mehr; so meinen wir. Aber die Symbolik und die Sinnhaftigkeit, besser Unglaublichkeit von Kreuz und Auferstehung begleitet nicht erst im 21. Jahrhunderts, sondern es ist ein unglaubliches Thema seit dem ersten Jahrhundert.
Klar jede Generation ist der Ansicht, besser, schlauer, intelligenter, reifer, fortschrittlicher zu sein. Zwar sagen das alle folgenden Generationen. Aber das ist Nonsens, Unsinn. Niemand weiß wirklich mehr und genauer. Was ist nun Auferstehung? Im Grunde ist es ziemlich einfach. Die Sache mit der Auferstehung. Ganz ehrlich: Auferstehung ist doch im Grund recht simpel, leicht und überaus problemlos zu verstehen.
Es ist so einfach wie viele andere Dinge, die wir täglich
problemlos erleben, erfahren und an die wir glauben.
Auferstehung ist beispielsweise so einfach zu erklären wie - sagen wir -
Liebe. Oder so simpel zu erklären wie Vertrauen. Oder die Erklärung für
Hoffnung oder Freiheit oder Gerechtigkeit oder Geborgenheit oder
Aufrichtigkeit oder Zuverlässigkeit oder Pünktlichkeit.
Ja. Auferstehung ist so einfach zu erklären wie Pünktlichkeit.
Also, was ist Pünktlichkeit? Wenn es hupt, bei der Arbeit, Schule da zu sein? Wenn der Schiedsrichter pfeift, auf dem Platz zu stehen? Wenn ich 1 Minute, 3 Sekunden vor der Zeit vereinbarten da bin oder 5 Minuten nach der Zeit? Ist das noch pünktlich? Also, wenn Auferstehung so einfach sein soll wie Pünktlichkeit, dann ist das ja doch wirklich einfach oder? Oder ist es nicht so, dass bei all diesen Begriffen mehr darin liegt; bei Liebe, Vertrauen, Geborgenheit oder Auferstehung als nur die Oberflächlichkeit?
Lassen wir uns mal anregen durch die Auferstehungsgeschichte aus dem Matthäusevangelium. Predigttext lesen: Mt. 28, 1-10
Was erklärt uns Matthäus eigentlich hier? Vor allem: Was verstehen wir von dem, was hier möglicherweise erst im Jahr 80 nach Chr. also über 50 Jahre nach dem Kreuzigungs- und Auferstehungsgeschehen von einem Matthäus aufgeschrieben wurde?
Betrachten wir das Matthäusevangelium so fällt auf, dass der Autor die Botschaft des Evangeliums vor allem an die Judenchristen mit einer starke Endzeitverheißung (vielleicht in Galiläa - Vers 7 und 10; dort werden Sie Jesus sehen) im Blick hat. Dieser Jesus von Nazareth wird im Matthäusevangelium als der Messias, der Gesalbte Gottes, der Christus dargestellt, wie ihn die Propheten des Alten Testamentes beschreiben. Matthäus will uns die Lehre Jesu beibringen und die Botschaft aus der Lehre des Auferstandenen deutlich machen. Da sind die fünf großen Reden im Evangelium (Bergpredigt: Kap. 5–7; Missionsrede: 9,35-10-42; Rede der [7] Gleichnisse: 13; Weisungsrede: 18; Endzeitreden: 23-25). Und: Die Auferstehung, welche eben nicht ein einmalige Ereignis gestern im Verborgenen war, sondern eine Zeitspanne, in der der Auferstandene (in Galiläa) erscheint, mit den Jünger isst, spricht, trinkt und sich austauscht. Auferstehung ist für Matthäus viel mehr als nur die Wiederbelegung des Gekreuzigten. Und übrigens: Wiederbelebung ist heute ein Standardverfahren, was jeder erst Hilfe Schüler lernt.
Die Auferstehung des Gekreuzigten ist aber keine Wiederbelebung, sondern etwas, ganz anders und viel simpler zu erklären ist; eben wie Liebe, Freundschaft, Geborgenheit, Vertrauen oder auch Pünktlichkeit.
Warum sonst wird es in unseren Evangelien so unsagbar unspektakulär dargestellt.
5 Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht.
6 Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt und seht die Stätte, wo er gelegen hat;
7 und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern: Er ist auferstanden von den Toten. Und siehe, er geht vor euch hin nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt.
Diese Nüchternheit der Auferstehung - wie Matthäus sie darstellt - ist erschreckend. Und es wird unglaublich, wenn man das Innerste der Aussage nicht erfassen, nicht verinnerlichen kann. Wer es nicht spürt, erlebt, der versteht eben nichts. Wer keine Liebe selbst erlebt (hat), was soll derjenige über Liebe sagen oder verstehen können? Wer Vertrauen nicht erlebt, gelebt oder gegeben hat, was und wem soll dieser Ahnungslose Vertrauen schenken ? Wer das Wort Geborgenheit zwar schreiben kann, aber niemals innen drin gespürt hat, was Geborgenheit ausmacht und mit einem selbst macht, dem werden auch keine rationalen Daten, Fakten von Geborgenheit helfen, es nur zu "verstehen".
Und wie sollte jemand etwas von Auferstehung begreifen, nachempfinden oder vermitteln können, wenn er allein auf einen Moment des Wiederbelebens, ein punktuelles Ereignis schielt, der für sich genommen letztlich banal ist. was er niemals sehen, erahnen oder erfassen wird?
Die Frage, die wir uns heute stellen und beantworten müssen, ist nicht: Was ist Auferstehung? Die Antwort ist simpel: Jemand war tot und lebt wieder. Das ist Auferstehung. Tot und wieder lebendig. Nicht mehr und nicht weniger. Dann glaubt man halt an die Auferstehung von den Toten? Meine Güte, dass macht jeder, der das aus "Dead man walking" kennt, auch.
Was Auferstehung aber WIRKLICH ist, beschreiben die Evangelien eben nicht als punktuelles Ereignis, sondern als Phase des neuen Zeitraum. Einen Zeitraum in dem Leben komplett neu verstanden, erlebt, begriffen wird. Nicht nur ein Ausschnitt, ein Standbild, sondern ganz und gar.
Letztlich bedeutet das, was wir Auferstehung nennen, nichts anders als das Leben über alle Maßen hinaus in einer neuen und bisher völlig ungewohnten, unerfahrenen Lebendigkeit - über den Tod hinaus eben - wahr- und anzunehmen. Dies ist die Möglichkeit dessen, was Auferstehung sagen und verständlich machen will. Aber - Vorsicht.
So einfach die Erklärung nun klingen mag, rational, verstehbar wird Sie nur dann, wenn wir alle Sinne und Synapsen einsetzen.
Wussten Sie, dass wir mit ca. 30-60 Bits pro Sekunde rational Dingen wahrnehmen und verstehen. Aber das Gehirn 11 Millionen Bits pro Sekunde verarbeitet; 11 Millionen zu 50 Bits PRO SEKUNDE. Welche Irre Geist ist eigentlich auf die blödsinnige Idee gekommen, dass die 50 Bits die entscheidenden sind?? 50 von 11 Millionen, wenn man jemand kennenlernt, sich geborgen fühlt, vertraut, liebt?
Wir denken gerne in Kategorien, Schubladen und im Zerlegungsmodus. Nur was wir zerlegt, betrachtet und verstanden haben, wird für uns verständlich.
Ok. Auferstehung ist Tot und wieder lebend. Simpel oder? So simpel ist das. Vertrauen - simpel: Man kann sich auf jemand oder etwas verlassen. Liebe - simpel: Starkes Gefühl der Zuneigung. Geborgenheit - simpel: Zustand, indem man sich sicher und wohlbehütet fühlt. Aber dieses Simple der Erklärung hilft letztlich NICHTS. Denn die Definition, die Erklärung sagt und fühlt nichts, wenn nicht alles von uns, Liebe, Vertrauen, Geborgenheit, Pünktlichkeit oder Zuneigung erlebt, erlitten, gegeben, verloren hat. Nur wenn all diese Empfindungen zu einem Raum und Zeit einnehmenden Gefühl geworden ist, wissen wir was es ist. Und - dann können wir es nicht mehr erklären. Die Auferstehung des Gekreuzigten ist genau so. So und nicht anders. Wer einen Erklärung auf den Punkt haben will, eine punktuelles Ereignis quasi destillieren, definieren und festhalten - der wird nichts, niemals und an keiner Stelle seines Leben wirklich verstehen können.
Wer Auferstehung aber als die Chance in Raum und Zeit für ein neues Leben erfasst, begreift und nutzt, nun ja - der wird auch nur im Ansatz erahnen können, was es ist.
Wer Liebe in Raum und mit Zeit erlebt, der kann viel Erzählen und letztlich nichts erklären. Wer Geborgenheit nicht als Einmalaktion plant, übt oder destilliert, der wird nie verstehen oder fühlen, was es bedeutet sich sicher und wohlbehütet zu fühlen.
Die große Dummheit von uns Menschen liegt nicht darin, dass wir an die Auferstehung Jesu aus dem Tod glauben. Sondern dass wir annehmen und meinen, dies nicht mehr aus rationalen, sinnhaften, logischen oder gesellschaftlichen Gründen tun zu dürfen.
Christus ist auferstanden, wahrhaftig auferstanden.
Diese Botschaft ist so einfach wie Kaffee kochen, Schaukästen versetzen, Weltmeister zu werden oder auch den Nächsten zu lieben.
Sie beinhaltet nur eine Aussage: Wer dem Gestern vertraut, stirbt. Wer das Leben tot sehen will, der stirbt mit. Wer zerstört, der ist zerstört.
Es sind die Frauen, die die neue Botschaft heute verkünden: Er ist auferstanden. Und was wollen uns die Frauen seit fast 2000 Jahren anders als dieses sagen: Die Chance im Leben ist weder hier noch mit dem Tod vorbei. Die Zeitspanne, die in Kreuz und Tod beendet wurden, hört nicht auf, weil diese - von uns kleinkariert und simpel betrachtete wird. Simpel weil wir die Botschaft nicht an uns als Menschen heranlassen, sondern lediglich oberflächlich mit 0,00001 % unseres Mensch-Seins, eben mit 50 Bits statt mit 11 Millionen Bits pro Sekunde (also 99,99999 %) verarbeitet und wahrgenommen wird. Es gilt das Loch im Felsen, die große Leere des Grabes zu füllen; und zwar mit der Bereitschaft uns ganz zu öffnen für das was verkündet wird: Er ist auferstanden und er ist bei uns!
Herr, mache uns bereit, dass die neue Leere unseres Leben mit deiner Hoffnung, Liebe, deiner Auferstehung gefüllt wird. Amen.