Andächtiges zum Lebendigen Adventskalender am 5.12.2018 in Raunheim,

Ev. Paulusgemeinde Raunheim, Niddastr. 15: Mit Worscht-Essen und Glühwein

 

Akt

Inhalt

Sonst

Ausrufung

Ihr Volk von Raunheim, seid willkommen zu hören die heutige Geschichte zum Ankommen des Herrn hier in der evangelischen Paulusgemeinde; heute am 5. Dezember Anno 2018; zugleich dem historischen Gedenktag zur Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus am 5.12.1492, vor 526 Jahren und der weniger berühmten Thema rund um Hans Worst. So lasst euch überraschen.

 

Losung

Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand, dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts. Psalm 121,5-6

 

Lehrtext

Jesus Christus wird euch auch fest machen bis ans Ende, dass ihr untadelig seid am Tag unseres Herrn Jesus Christus. 1.Kor. 1,8

 

Lied

EG 1, 1-3 Macht hoch die Tür, die Tor macht weit

 

Ansage

siehe unten

 

Lied

EG 11, 1.8.10 Wie soll ich dich empfangen

 

Gebet

Unser Abendgebet steige auf zu dir, Herr,
und es senke sich auf uns herab dein Erbarmen.
Dein ist der Tag, und dein ist die Nacht.
Lass, wenn des Tages Schein vergeht,
das Licht deiner Wahrheit uns leuchten.
Geleite uns zur Ruhe der Nacht
und vollende dein Werk an uns in Ewigkeit.

 

Segen

Der Segen des Herrn über das Ankommen im Leben, über das Verweilen im Leben und über unser Weiterziehen zum Leben bewahre unsere Sinne und mache uns verständig in seiner Wahrheit.

Amen

 

Ansage

 Wir wollen nun heute nicht des Christofs, des Kolumbus, sondern uns einer anderen, weniger bekannten „Mitmenschlichkeit“ nämlich Hans WORST gedenken.

Dieser Hans WORST schichte letztlich Martin Luther auf den Plan und ließ ihn ein höchst ersprießliche und heiter zu lesende, wenn auch langatmige Streitschrift mit dem Titel „Wider Hans Worst“ just vor 477 Jahren anno 1541 veröffentlichen.

Diesem „Hans Worst“, den Luther mit diesem tumben Namen belegten Kurfürst Herzog Heinrich von Braunschweig-Wolfenbüttel war eine – uns heute gänzlich fremde Fehde und Feindseligkeit allzu menschlichster Streitsucht zwischen zwei Gockeln vorausgegangen.

Nichts haben die Streithansel, jener Heinrich und der evangelische Graf Philipp von Hessen – ehemals Kumpels nun aber abgrundtief verfeindet, letztlich ausgelassen.

Weniges sei vorgetragen, um Luthers schwellenden Zorn wider den Hans Worst von Braunschweig zu Wolfenbüttel vor 477 im Dezember heftigst zu erregen.

Heinrich hat – nur mal ein Zeichen der menschlichen Dynamik ausgeführt - seine Klatschaffäre mit Mätresse Eva von Trott (welch toller Name, Eva von Trott) in Gandersheim dadurch zum Verstummen lassen kommen wollen, dass er zum Schein die Von Trott Eva erkranken und sterben ließ, mit Pomp bestattete, um mit ihr anschließend im Lustschlosse zu Gandersheim in Saus und Braus zu leben; und was Mann und Frau sonst noch so dort zu treiben vermögen .

Dies hatte Philip süffisant öffentlich verlauten lassen.

Was nicht besonders klug war, weil Heinrich nun die Bigamie Philipps (also sein Verheiratetsein mit zwei Frauen- GLEICHZEITIG) offenbarte.

Luther kam in dieser illustren Runde mit aufs Feld, weil Heinrich Philipp über Luther treffen wollte. Dies machte man damals so - wie heute übrigens auch noch – durch die Veröffentlichung von Schmähungen, also sogenannten Flugschriften (heute Facebook oder so).

Hans Wort oder eingedeutscht Hans Wurst ist zwar keine Erfindung Luthers, aber auch durch seine wortgewaltige Schrift anno 1541 zum deutschen Gemeingut geworden.

Hans Worst tritt um 1500/1519 erstmals als Narrengestalt auf, in Anlehnung an die 1494 also zwei Jahre nach der Amerika, Amerika-Entdeckung veröffentlichte Moralsatire des Straßburger Juristen Sebastian brant „Das Narrenschiff“. Dieses am weitesten verbreitete Buch vor der Reformation in Deutschland enthielt 100 Narrentypen in höchst anschaulicher Manier.

Hans Wurst (myst eigentlich) erlangte aber durch Luthers Einsatz in seinen Schriften weite verbreitung.

Wenn Luther nun wieder Hans Worst schreibt, dann deshalb, weil er damit die tumbe und vorlaute Art des Mitschwätzens und Vorplappers anschwärzen wollte. Vor dem Reden Gehirn einschalten, lautete der Spruch im Sekretariat meiner Schule. Als ich nach dem Knopf dafür bei der Sekretärin fragte, hatte ich einen Elternbrief. Bei Zeiten kann man die mal posthum veröffentlichen, die ganzen Elternbriefe.

Und – sofern Sie nun nicht hinreichend Glühwein getrunken haben, werden Sie sich sicher fragen, was hat das nun mit Advent zu tun.


 

Ganz einfach – gar nichts. Denn Advent ist eine Erfindung wie auch Hans Worst. Es ist ein Name aus dem Latein, der ebenso wie die Gestalt des Hans Worst ein Sinnbild und Symbol darstellen soll. Wie bei schillernden Begriff wie „Hans Worst“ entstehen auch bei dem Wort „Advent“ die höchst unterschiedlichsten Bilder in unseren Köpfen, die – seien wir ehrlich – NICHTS auch GAR NICHTS mit der Vorbereitung der Geburtswehen von Maria zu tun haben.

Schließlich sind Josef und Maria – sofern ,man dieser Legende nach Lukas trauen mag - nun gerade nicht am Glühweinstand so drei Wochen vor der Niederkunft am 25.12., sondern auf der Flucht oder auch zu Fuß durch Kaiserliche Anweisung.

Was wir daraus gemacht haben zu glauben, ist eine illustre Selbstbetäubung durch eigenes erfundene Riten. Nirgends ist biblischerseits von dieser Art des Advents wie wir das heute für heilig oder eilig erachten in der Bibel die rede. Nun ich bin evangelisch. Das mag meine etwas komische Sicht auf das ganze Brimborium mit Glühwein und Keksen und Weihnachtsliedergesäusel an ADVENT vervorufen.

Wie „Hans Worst“ ist auch Advent eine Pandorra, eine Büchse, die wir dann öffnen, wenn wir – hier in Deutschland Glühwein im Laden sehen und ans Weihnachtsgeld denken.

Denn diese Form der weihnachtsmarktlichen Ankunft des Babys, welches die Welt von seinen Sünden rettet, ist letztlich wie „Hans Worst“, eine Metapher, die wir durch Wiederholung nicht glaubwürdiger machen.

So what – könnte man sagen. Warum dann das ganze. Warum nicht, wäre die evangelische Antwort, da wir nicht gezwungen sind, uns den Obrigkeiten anderer zu beugen, wenn es um unseren Glauben und auch die Art der Glaubensbetrachtung.

Die Welt hat schon immer alles missbraucht, um zu feiern und sich abzulenken von der Verantwortung für das eigene Lebensheils und Seelenheil. Durch Heil und Hosianna schreien, durch Rausch an Wein und Macht oder Geld.

So stehen wir hier im Angesicht des Hans Worsts, um uns klar zu machen, was Advent wirklich sein könnte; nämlich die Besinnung auf das eigene Leben in der Gnade Gottes.

Denn – wenn wir die Jesuskrippen und Jesusfigürchen, die Nikoläuse wieder verpacken oder verspeisen – wird eines deutlich: Der Herr lässt uns gerne Hans Worscht sein und bleiben, weil er uns unendlich gern hat, mit all den Schrullen, Falten und geknitterten Kanten, die so Marzipan erzeugen kann. Dieser Gott mag uns lebendig, sowohl in diesem Leben, also auch im zukünftigen. Deshalb bedeutet ein Adventskalender, dass wir lebendig sein dürften - hier wie dort. Die Botschaft lautet also: Lebe Advent, lebe das Leben im Bewusstsein, dass du auf der Durchreise in dieser Welt bist.

Und zur Feier unserer Durchreise durch den Advent hindurch wollen wir die Worst des Hans’ uns schmecken lassen. Mit frohem Mut.