10.05.2018 Himmelfahrt: Das Feuer im eigenen Leben und Sterben - Barmer Theologische Erklärung

Thesen der Barmer Theologischen Erklärung (31.05.1934)

[Nachfolgend: Die sechs Thesen der Bekenntnissynode der Bekennenden Kirche gegen die Veränderungen im Deutschland des Nationalsozialismus seit 1933. Am 29-31.05.1934 fand im Wuppertal – Ortsteil Barmen die zweite Bekenntnissynode statt. Die dort versammelten Christen erklärten – auch gegenüber dem Nationalsozialistischen Herrschaftsanspruch unter Adolf Hitler sowie die von Hitler geförderten „Deutschen Christen“, dass ALLEIN Christus Herr und Zukunft im Leben und Sterben sei.]

       I.         Jesus Christus spricht: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. (Joh. 14, 6)

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und Räuber. Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden. (Joh 10,1.9)

Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.

    II.         Durch Gott seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung. (1. Kor 1,30)

Wie Jesus Christus Gottes Zuspruch der Vergebung aller unserer Sünden ist, so und mit gleichem Ernst ist er auch Gottes kräftiger Anspruch auf unser ganzes Leben; durch ihn widerfährt uns frohe Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt zu freiem, dankbarem Dienst an seinen Geschöpfen.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als gebe es Bereiche unseres Lebens, in denen wir nicht Jesus Christus, sondern anderen Herren zu eigen wären, Bereiche, in denen wir nicht der Rechtfertigung und Heiligung durch ihn bedürften.

   III.         Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus, von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist. (Eph 4, l5. 16)

Die christliche Kirche ist die Gemeinde von Geschwistern, in der Jesus Christus in Wort und Sakrament durch den Heiligen Geist als der Herr gegenwärtig handelt. Sie hat mit ihrem Glauben wie mit ihrem Gehorsam, mit ihrer Botschaft wie mit ihrer Ordnung mitten in der Welt der Sünde als die Kirche der begnadigten Sünder zu bezeugen, dass sie allein sein Eigentum ist, allein von seinem Trost und von seiner Weisung in Erwartung seiner Erscheinung lebt und leben möchte.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als dürfe die Kirche die Gestalt ihrer Botschaft und ihrer Ordnung ihrem Belieben oder dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen überlassen.

  IV.         Jesus Christus spricht: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener. (Mt 20, 25.26)

Die verschiedenen Ämter in der Kirche begründen keine Herrschaft der einen über die anderen, sondern die Ausübung des der ganzen Gemeinde anvertrauten und befohlenen Dienstes.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und dürfe sich die Kirche abseits von diesem Dienst besondere, mit Herrschaftsbefugnissen ausgestattete Führer geben und geben lassen.

    V.         Fürchtet Gott, ehrt den König. (1. Petr 2,17)

Die Schrift sagt uns, dass der Staat nach göttlicher Anordnung die Aufgabe hat in der noch nicht erlösten Welt, in der auch die Kirche steht, nach dem Maß menschlicher Einsicht und menschlichen Vermögens unter Androhung und Ausübung von Gewalt für Recht und Frieden zu sorgen. Die Kirche erkennt in Dank und Ehrfurcht gegen Gott die Wohltat dieser seiner Anordnung an. Sie erinnert an Gottes Reich, an Gottes Gebot und Gerechtigkeit und damit an die Verantwortung der Regierenden und Regierten. Sie vertraut und gehorcht der Kraft des Wortes, durch das Gott alle Dinge trägt.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als solle und könne der Staat über seinen besonderen Auftrag hinaus die einzige und totale Ordnung menschlichen Lebens werden und also auch die Bestimmung der Kirche erfüllen. Wir verwerfen die falsche Lehre,

als solle und könne sich die Kirche über ihren besonderen Auftrag hinaus staatliche Art, staatliche Aufgaben und staatliche Würde aneignen und damit selbst zu einem Organ des Staates werden.

  VI.         Jesus Christus spricht: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Mt 28,20) Gottes Wort ist nicht gebunden. (2. Tim 2,9)

Der Auftrag der Kirche, in welchem ihre Freiheit gründet, besteht darin, an Christi Statt und also im Dienst seines eigenen Wortes und Werkes durch Predigt und Sakrament die Botschaft von der freien Gnade Gottes auszurichten an alles Volk.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne die Kirche in menschlicher Selbstherrlichkeit das Wort und Werk des Herrn in den Dienst irgendwelcher eigenmächtig gewählter Wünsche, Zwecke und Pläne stellen.

Die Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche erklärt, dass sie in der Anerkennung dieser Wahrheiten und in der Verwerfung dieser Irrtümer die unumgängliche theologische Grundlage der Deutschen Evangelischen Kirche als eines Bundes der Bekenntniskirchen sieht. Sie fordert alle, die sich ihrer Erklärung anschließen können, auf, bei ihren kirchenpolitischen Entscheidungen dieser theologischen Erkenntnisse eingedenk zu sein. Sie bittet alle, die es angeht, in die Einheit des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung zurückzukehren.

Verbum dei manet in aeternum. (>Gottes Wort bleibt in Ewigkeit<)

 

1.      Einleitung

Jüngst wurde ich gefragt, wie viel Platz eigentlich im Himmel sein?

Eine ziemlich interessante Frage.

Jetzt kann natürlich der Betriebswirt in mir die Frage in Meter, Kilometer, in Kilogramm oder was auch immer ausmessen. Nun die Himmelsschreibe von Nebra, also die erste menschliche Dokumentation des Himmels von vor 4000 Jahren ist 32 cm im Durchmesser. Nun etwas größer ist er schon, der Himmel, der letztlich aber nicht das Sternenbild und Universum abbildet, sondern den Raum, den Ort, die Zukunft, die wir als Himmel oder Reich Gottes beschrieben.

Und – die Frage – wie groß ist der Himmel - hat mich dann weiter beschäftigt: Wie ist das mit dem Himmel Gottes und den darin enthalten Kategorien. Wir kennen das ja. Vom Urlaub (Garni bis 7 Sterne), von der Bahn (Zweite oder Erste Klasse). Oder vom Spargel mit seinen drei EU- Güteklassen: Handelsklasse I, II oder Extra gut.

Also - gibt es solche Klassen auch im Himmel? Vielleicht besondere Abteils für die, die besonders fromm gucken oder so tun; für die, die in die Kirche laufen oder die sich komplett den weltlichen Genüssen und Gelüsten hingeben? Also wie ist das mit den Zimmerkategorien im Himmel? Die betten müssten ja dann keine Wasser sondern Wolkenbetten sei oder?

Nun zumindest sollten einige Suiten dabei sein, wo die nun annähernd 300 Päpste der westlichen Welt untergekommen sind.

Also – wie viel Platz ist im Himmel und welche Kategorien mag es nun dort geben?

Bevor ich aber diese Fragen sicher und dann auch für alle buchbar beantworte, lassen Sie mich eine kleine Schleife mache. Eine Schleife in die jüngere Vergangenheit, nämlich heute vor 85 Jahren.

Auch am 30.05.1934 haben sich Menschen genau mit dieser Frage der konkreten Ausgestaltung vom Himmel gemacht.

Wir schreiben das Jahr 2 des dritten Reiches in Deutschland. Adolf Hitler ist seit dem 30.1.33 (15 Monaten) Reichskanzler und regiert mit einem Ermächtigungsgesetz. Die Gleichschaltung Deutschlands erfolgt in einer rasenden Geschwindigkeit von wenigen Monaten.

Nach nur 5 Tagen Hitler werden Grundrechte eingeschränkt (Versammlungs- und Meinungsfreiheit). Nach 7 Wochen, am 21. März erfolgt das Ermächtigungsgesetz, welches die komplette Macht des Reichstages auf die Regierung überträgt und bis 1945 Gültikgkeit und immer wieder verlängert wird. Am gleichen Tag wird das Konzentrationslager Dachau eröffnet. Massive Erlasse sind üblich, wie zum Beispiel die 1000 MARK Gebühr für Urlaube nach Österreich, um dort die Regierung zu stürzen.

Im Sommer 1933 gibt es nur noch eine Gewerkschaft und eine Partei. Im Herbst sollen die evangelischen Christen folgen, die als DEUTSCHE Christen, den Himmel komplett für sich alleine beanspruchen.

Auch skurriles war bei der Gleichschaltung dabei: So der am 1.10.1933 eingeführt Eintopfsonntag Sonntags Eintopf statt Festbraten und die Summe von 50 Pfennig pro Kopf wurde von den Blockwarten für das Winterhilfswerk eingesammelt. Kollekte mal anders.

Nach einem Jahr ist Deutschland 1934 komplett anders. Und – viele Jubeln, weil scheinbar endlich Ordnung und Zucht wieder einkehrt; im Wesentlichen auch die Evangelischen.

Aber es gibt auch Widerstand gegen diese radikale Eroberung des Himmels, also der Zukunft der Menschen; gerade bei Evangelischen. Und so entsteht ein Bekenntniskampf über die Frage, wie offen ist der Himmel oder muss man letztlich den Himmel, den Glauben und die Botschaft Gottes auch noch Hitler und seinen Nazis überlassen?

2.      Text zur Predigt - Barmen Theologische Erklärung vom 31.05.1934

Vor 85 Jahren treffen sich deshalb Menschen in Wuppertal – Ortsteil Barmen zu einer Bekenntnissynode. Sie wollen bekennen, dass Gott größer ist als der Mensch und jede Partei. Die Botschaft des Evangeliums stellt demnach mehr als nur ein Ordnungsprinzip dar. Und - das Kreuz Christi hat eben keine Haken wie bei den Nazis.

In Erinnerung an diesen historischen Bekenntnissynode vom 29.-31.05.1934 und die Abschlusserklärung am 31.05.1934 habe ich den Text des Bekennens auch dem Liedblatt beigefügt.

Auf den ersten Blick scheinbar viel Text. Aber – und ich habe die wesentliche sechs Botschaften mal hervorgehoben – geht es immer nur um eine einzige Frage:

Wie groß ist der Himmel? Also - Wie weit ist das zu fassen, und letztlich auch im Leben und im Sterben zu bekennen, was Gott in seiner Botschaft der Gnade, der Menschlichkeit, der Zukunft für ALLE MENSCHEN in Christus offenlegt?

Muss man sich den Menschen, diesen einen Menschen, den Nazis und unterwerfen oder nicht. Muss man mitlaufen oder bekennen. Gibt es einen einfachen Weg, den Himmel gegen die komplette Ungerechtigkeit.

Kann ich Nazi sein und dennoch in den Himmel kommen?

Die Bekenntnissynode macht diesen Spekulationen ein deutliches Ende. Es geht nicht alles. Nicht alles ist erlaubt und auch letztlich möglich.

In sechs Thesen, zunächst ein Bibelvers, dann das Bekenntnis, und letztlich eine Verdammung, was eben nicht gehr.

Denn der Glaube an die Gnade Gottes und die Verheißung der Zukunft lässt eines nicht zu: Die Ausgrenzung von anderen. Wir als Menschen – so oft und so gern wir auch gerne über andere bestimmen und entscheiden wollen, sind trotz der Gnade Gottes in eine Antwort gedrängt, die die anderen nicht ausgrenzt. Das Bekenntnis von Barmen enthält 6 Thesen.

3.       Christus – das eine Wort des ganzen Lebens

Und die Erste These hat es in sich: Christus ist das eine Wort, Offenbarung, Maßstab aller Dinge; keine Offenbarung Hitlers kann dies ersetzen.

Und II. Dieser Anspruch Gottes umfasst das GANZE LEBEN, und nicht nur eine privaten Glaubensteil. Es gibt keine Nische, in die wir Gott hinein abstellen können. Niemals. Nirgends. Nur Christus bringt Erlösung.

Und III: Und deshalb ist auch Kirche allein Gott unterworfen und verpflichtet. Keine andere Macht kann, darf und wird Kirche bestimmen können.

IV These: Keine Gruppe in der Kirche oder Amtspersonen haben den alleinigen Machtanspruch. In der Kirche dienen alle einander.

V: Die Aufgabe des Staates ist den äußeren Frieden zu sichern! Weder kann und darf der Staat Kirche werden oder sein wollen, noch kann und darf Kirche Teil des Staates sein oder werden.

Und schließlich These VI: Kirche ist dem Wort Gottes unterworfen; und niemanden anderem.

Diese sechs Bekenntnisthesen sind die bisher weltweit letzten Bekenntnistexte der evangelischen Kirche; entstanden im bekennenden Widerspruch zu einem Staat der Totalitär, radikal und Menschenverachtend sich selbst zum Ziel aller Überlegungen macht. Wer den Himmel beherrschen will, wird letztlich aus dem Himmel ausstürzen, weil man mit Gott keine Spielchen treibt kann.

4.      Heute Christ

Ich muss gestehen, dass die Frage an mich über den Platz im Himmel eigentlich einen tieferen Sinn hatte. Die Person, die fragte, wusste um ihren Tod. Denn mit der Krebserkrankung sollte es nun ins Hospiz gehen.

Letztlich ging es um eine konkretere Frage zum Himmel. Salopp gesprochen ging es der Person darum: Kommt eigentlich jeder Hannebambel in den Himmel? Denn, wenn man schon Sterben müsse, dann wolle er ja nicht noch mit denen, die er nicht mag, auf ewig im Engelschor singen.

So habe ich also die Antwort auf die Frage gegeben:

a) Wie viel Platz ist im Himmel und b) Welcher Hannebambel ist eigentlich noch im Himmel?

Zu a) Die verlässliche Antwort auf die Frage nach dem Platz im Himmel ist einfach: Wie viel Platz ist im Himmel? Antwort: MEHR

Es ist mehr Platz im Himmel als wir uns vor stellen können. Mehr als wir uns in unserem Bekenntnis erfassen können, mehr als wir in einem Land des Friedens oder in einem Land der Heimat letztlich wahrhaben wollen. Der Himmel ist das Land, in dem die Endlichkeit unendlich ist und unendlich wird. Himmel, dass ist die Zukunft der Hoffnung und Verheißung, weil eben alles und alle durch den Tod hindurch, sich letztlich dieser Verheißung ausgesetzt sieht.

Zu b) Und kommst du in den Himmel? Nun hier ist die Antwort einfach und verlässlich: Sicher, WENN du dich – nicht auf eine Barmer Ersatzkasse berufst – sondern wie im Barmer Bekenntnis auf den Herrn als deinen Wegbereiter berufst. Du dich auf ihn verlässt und letztlich als alleinige Instanz der Entscheidung über Leben, Sterben, Tod überlässt; zur Auferstehung in dieser Gewissheit des Himmels als das eine Wort Gottes für das ganze Leben annimmt. .

Und ja - im Himmel sind so manche Hannebambel angelangt; und deshalb ist es auch der Ort, wo du und ich gut hinpassen!

Aber - so Gott will, heute noch nicht. Amen

 

Herr Schenke uns Gewissheit deines offenen Himmel und stärke unser Bekenntnis zu dir.

AMEN.