01.04.2021 - Gründonnerstag (Mt 26, 17-30): Ambivalenz des Christseins

 

Luther 2017 Neue Evangelistische Übersetzung (NEÜ)

17 Aber am ersten Tag der Ungesäuerten Brote traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wo willst du, dass wir dir das Passalamm zum Essen bereiten?

18 Er sprach: Geht hin in die Stadt zu einem und sprecht zu ihm: Der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist nahe; ich will bei dir das Passamahl halten mit meinen Jüngern.

19 Und die Jünger taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und bereiteten das Passalamm.

20 Und am Abend setzte er sich zu Tisch mit den Zwölfen.

21 Und als sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten.

22 Und sie wurden sehr betrübt und fingen an, jeder einzeln zu ihm zu sagen: Herr, bin ich's?

23 Er antwortete und sprach: Der die Hand mit mir in die Schüssel taucht, der wird mich verraten.

24 Der Menschensohn geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht; doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre.

25 Da antwortete Judas, der ihn verriet, und sprach: Bin ich's, Rabbi? Er sprach zu ihm: Du sagst es.

26 Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib.

27 Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus;

28 das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.

29 Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.

30 Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.

 

17 Am ersten Tag der Festwoche der "Ungesäuerten Brote" fragten die Jünger Jesus: "Wo sollen wir das Passamahl vorbereiten?"

18 Er sagte: "Geht in die Stadt zu dem und dem und sagt ihm: 'Der Rabbi lässt sagen: Meine Zeit ist gekommen. Ich will mit meinen Jüngern bei dir das Passamahl feiern.'"

19 Die Jünger machten alles genauso, wie Jesus es ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Passa vor.

20 Am Abend legte sich Jesus mit den Zwölf zu Tisch.[4]

21 Während der Mahlzeit sagte er: "Ich versichere euch: Einer von euch wird mich ausliefern."

22 Sie waren bestürzt, und einer nach dem anderen fragte ihn: "Das bin doch nicht ich, Herr?"

23 Jesus erwiderte: "Einer, der mit mir die Hand in die Schüssel taucht, wird mich ausliefern.

24 Der Menschensohn geht zwar den Weg, der ihm in der Schrift vorausgesagt ist; doch wehe dem Menschen, durch den er ausgeliefert wird. Für diesen Menschen wäre es besser, er wäre nie geboren."

25 Da sagte auch Judas, der Verräter, zu ihm: "Ich bin es doch nicht etwa, Rabbi?" – "Doch", antwortete Jesus, "du bist es."

26 Noch während sie aßen, nahm Jesus ein Fladenbrot und lobte darüber Gott. Er brach es, reichte es den Jüngern und sagte: "Nehmt und esst, das ist mein Leib!"

27 Dann nahm er einen Kelch, dankte Gott, reichte ihnen auch den und sagte: "Trinkt alle daraus!

28 Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.

29 Und ich sage euch: Von jetzt an werde ich nicht mehr von diesem Wein trinken bis zu dem Tag, an dem ich das neu mit euch zusammen im Reich meines Vaters tue."

30 Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus.

1.       Einleitung

Manchmal hat man den Eindruck, dass Kirche wirr ist, wirr denken und wirr handelt. Manchmal aber auch, dass das nicht manchmal ist, sondern eine Wesensbestimmung, die ich ja GAGA-Kirche nenne.

Mit Gaga wird die Mode-, Trend- und Verhaltensrichtung beschrieben, dass man oder gerade Frau also Lady Gaga immer wieder sich neu erfinden muss.

Wesentlich bei GaGa, was soviel wie anhaltend verrückt oder wirr bedeutet und vielleicht sogar auf eine babylonische Göttin des Windes zurück gehen mag, dass die Menschen, die Denkmodelle keine verfestigen Muster aufweisen dürfen.

Madonna hatte diese Art des sich anhaltend neu Erfindens in die Gesanges, Mode und Selbstdarstellungswelt gebracht.

Ich hatte ja in einem Artikel bei Kirche gerade dann von Gaga-Gottesdiensten gesprochen, wenn Kirche und die Pfarrpersonen meinen, durch anhaltende NEUERFINDUNG und vor als Showartige Dramatisierung in der Predigt meinen Aufmerksamkeit zu erheischen. Wenn Kinderschuhe, Schaufeln oder sonstige Utensilien als wesentliche Faktoren als Aufmersamkeitserheischung an der Tagesordnung sind, spricht man gemeinhin von einer pathologischen Veranlagung: ADHS  einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, die eigentlich nur in Kindheit und Jugend auftritt. Aber auch hier muss man nun zugestehen vor allem durch Corona, dass dieses kindliche Verhalten heute bei manchen Lebenslang anhalten kann.

Wenn nun an Gründdonnerstag nach Matthäus 34, 16-22 auch Grüne Soße beim Abendmahl eingesetzt werden kann, ist das auch nichts anderes als Gaga.

Natürlich gibt es Matthäus Kap. 34 (das Mt-Evangelium hat nur 28 Kapitel) ebenso wenig wie Frankfurter oder Kasseler Grüne Soße für das Essen beim Abendmahl Jesu.

Wenn wir nun schon dabei sind, möchte ich aber mal – in Anlehnung an Gaga – selbst versuchen aus den heutigen Evangeliumstext und dem Predigttext einen Sprung ins Ungewisse zu machen.

Denn heute müssen wir uns die Frage stellen, ob wird nicht dem grünen Streben nach Rettung der Biodiversität unterstützend zur Seite springen. Denn es geht darum zwei verlorene Arten in den besonderen Blick zu nehmen:

Einerseits den fast verschwundenen Deutschen Bückling und andererseits den gepflegten Kratzfuß.

Deutscher Bückling als Besondere Art der Verbeugung und quasi der vollständigen Unterwerfung unter das gegenüber ist ebenso abhanden gekommen wir auch die geräuschvolle Ehrerbietung mit der zeitgleich durchgeführten gegenläufigen Fußbewegung über den Boden hinter dem Standbein beim Bückling.

2.       Bibeltext

Betrachtet man die beiden Texte, Evangelium und Predigttext, so geht in beiden Fällen um die komplett Unterordnung unter das Evangelium.

Die Fußwaschung, die teils heute auch im evangelischen durchgeführt wird, ist das Sinnbild der Unterordnung und des Dienens für den anderen.

Diese Unterwerfung unter seine Füße stellt - symbolisch gesehen, eine der höchsten Formen der Unterwerfung dar. Jesus selbst tut dies und die endlosen Debatten mir den nervenden Petrus führen letztlich allein zu der Schizophrenen Evangeliumsbotschaft. Ihr seit Herr und Knecht zugleich – wie Luther es 1520 in der Freiheit eines Christenmenschen ausführte.

Der Predigttext, den ich mir in seiner länge erspare heute zu verlesen, macht dies auch an dem Beispiel des Abendmahl Jesu (natürlich ohne  Grüne Soße) deutlich. Es ist das erste Bild auf dem Gottesdienstblatt. Hier werden Brot und Wein durch eine leuchtende Oblate und den Kelch symbolisiert.

Nur ein Hinweis: Es gibt bei Jesus Lammbraten zu Abend vor dem Passafest; nur damit keine Irritationen aufkommen  es könnte doch Grüne Soße gewesen sein.

Dienen ist das ein, wie der Evangeliumstext bei Johannes ausführt.

Gemeinschaft das andere, was den Jüngern auferlegt wird.

Beides ist aber niemals harmonisch. Diese Annahme ist nämlich anhand der text schlicht unsinnig. Denn Petrus nölt rum, dass er sich die Füße nicht waschen lassen will vom Herrn Jesus; warum auch immer. Ob es einen podologischen oder olfaktorischen Grund gibt wissen wir nicht.

Bei Abendmahl, also in der innigsten Gemeinschaft, die man sich aus Evangeliumssicht vorstellen kann, sitzt ein „Verräter“ mit am Tisch. Und wie tiefgreifend dies ist, macht die Frage der Jünger deutlich, die alle fragen: Bin ich es? (V. 22).

3.       Christus – Diener aller in einer heterogenen Gemeinschaft

Wenn wir nun auf Kreuz, also Gefangennahme, Folter, Verleumdung, Verurteilung, den Leidenweg, das Annageln und Sichtbar für alle bis in den Tod werden, und letztlich das Sterben ertragen müssen, so ist dieser heutige Tage die inhaltliche Grundsteinlegung der Struktur von Christentum. In Christus sind wir Diener und Herren zugleich; gerettet und Verleumder in einem.

Wie Christus auch sind wir hineingenommen in diese Ambivalenz, diese Zwiespältigkeit des Lebens vor Gott. Gehalten, getragen, umsorgt und zugleich ausgeliefert, verachtet und allein im Leben.

Mit der Auferstehung wird uns zwar das Heil zuteil, werden wir über den Tod hinaus zum Leben bei und in Gott gerufen. Aber – das muss man deutlich machen nach wie vor in der Zerrissenheit dieser Welt verbunden, ja sogar der Gemeinschaft mit anderen Christen ausgeliefert, die uns Böses wollen, Veräterinnen sind, Verleumderinnen oder Nachsteller mit falschen Aussagen zum eigenen Vorteil – wie mit 30 Silberlingen.

4.       Heute

Es ist eine Gaga-Mär, also eine kurzweilige Mode, dass Kirchen ach so harmonisch, also lieb, hilfreich, nutzbar und nützlich sei wie diese nur eine GAGA Kirche sein kann. Denn morgen wird die nächste Sau getrieben; Sorry: die nächste Tofuwurst durch die Gemeinden getrieben wird, so dass man die Verwirrung ohne Ende als Sinnbild des Evangeliums in sich trägt.

Demgegenüber ist es aber so:  Dienen und Gemeinschaft ist ZWAR unter den Christen von Anbeginn und bis heute ein zweischneidiges Schwert und verweist auf die Zerrissenheit der Menschen um und mit Jesus, weil ihr innerstes sich gegen das Evangelium sträubt.

Aber dann, wenn wir wieder Bückling (also nicht der Fisch, sondern die Unterwerfung in Person) werden, also uns kratzfüßig dem Herrn unterwerfen, wird – zumindest dort Gott gegenüber – Ruhe, Gehalt und Sicherheit einkehren.

Die Welt bleibt unerlöst und wir in ihr. In Christus kann die Welt und wir als Menschen aber diese Ruhe, die Sicherheit und die Gewissheit des Lebens über den Tod hinaus wahrnehmen, annehmen und deshalb dienen, Gemeinschaft halten oder gar mit dem Feind – wie Jesus seinerzeit – am gemeinsamen Tisch sitzen. Den des Feindes List, löst vielleicht mein Leben auf, aber niemals die Zusage im Dienen, und in der Gemeinschaft mit Christus auf. Amen.

Herr, schenke uns Dienende Kraft und Kraft für diese Art der Gemeinschaft mit unseren Feinden und Veräterinnen. Amen.