05.04.2021 - Ostermontag (Offenbarung 5, 6-14): Opferlamm

Luther 2017 Neue Evangelistische Übersetzung (NEÜ)

6 Und ich sah mitten zwischen dem Thron und den vier Wesen und mitten unter den Ältesten ein Lamm stehen, wie geschlachtet; es hatte sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, gesandt in alle Lande.
7 Und es kam und nahm das Buch aus der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß.
8 Und als es das Buch nahm, da fielen die vier Wesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm, und ein jeder hatte eine Harfe und goldene Schalen voll Räucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen,
9 und sie sangen ein neues Lied: Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen
10 und hast sie unserm Gott zu einem Königreich und zu Priestern gemacht, und sie werden herrschen auf Erden.
11 Und ich sah, und ich hörte eine Stimme vieler Engel um den Thron und um die Wesen und um die Ältesten her, und ihre Zahl war zehntausendmal zehntausend und vieltausendmal tausend;
12 die sprachen mit großer Stimme: Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob.
13 Und jedes Geschöpf, das im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und auf dem Meer und alles, was darin ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!
14 Und die vier Wesen sprachen: Amen! Und die Ältesten fielen nieder und beteten an.

6 Da sah ich mitten im Thron, in der Mitte der vier mächtigen Wesen und der Ältesten, ein Lamm stehen, das wie geschlachtet aussah. Es hatte sieben Hörner und sieben Augen. – Die sieben Augen sind die sieben Geister Gottes, die in alle Teile der Erde ausgesandt sind. –

7 Das Lamm trat zu dem, der auf dem Thron saß, und nahm das Buch aus seiner rechten Hand.

8 Als das geschah, warfen sich die vier mächtigen Wesen und die 24 Ältesten vor dem Lamm nieder. Jeder von den Ältesten hatte eine Harfe und außerdem goldene Schalen, die mit Weihrauch gefüllt waren. – Das sind die Gebete der von Gott geheiligten Menschen. –

9 Und sie singen ein neues Lied: "Du bist würdig, das Buch zu nehmen / und seine Siegel zu öffnen! / Denn du wurdest als Opfer geschlachtet. / Und mit deinem vergossenen Blut / hast du Menschen erkauft, / Menschen aus allen Stämmen und Völkern, / aus jeder Sprache und Kultur. / Du hast sie freigekauft für unseren Gott

10 und sie zu einem Königsvolk und zu Priestern für ihn gemacht. / Sie regieren in Zukunft die Welt."

11 Dann sah und hörte ich eine unzählbar große Schar von Engeln, es waren Tausende und Abertausende. Sie standen im Kreis um den Thron, um die mächtigen Wesen und die Ältesten

12 und riefen in gewaltigem Chor: "Würdig ist das Lamm, / das geopfert worden ist, / würdig zu empfangen die Macht / und Reichtum und Weisheit, / Stärke und Ehre, / Ruhm und Anbetung!"

13 Und jedes Geschöpf, das es gibt – im Himmel und auf der Erde, unter der Erde und im Meer – hörte ich mit einstimmen: "Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm: / Preis und Ehre, Ruhm und Macht / für immer und ewig!"

14 "Amen!", sagten die vier mächtigen Wesen. Und die Ältesten warfen sich nieder und beteten an.

1.       Einleitung

Im Jahr 2010 schien ein langer Streit, bei dem um wesentliche Aspekte des Osterfestes in Deutschland ging, angeblich letztinstanzlich vor dem Bundesgerichtshof zu Ende. Nicht alle waren glücklich, weil natürlich bei Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe weniger um Vergleiche, sondern um Rechtsfortbildende Entscheidungen ging.

Rechtsfortbildende Entscheidungen, also Urteile oder Festlegungen in einem Art Grundlagenprozess sind auch innerhalb der Kirche nach der Kreuz- und Auferstehungsbotschaft der Osterverkündigerinnen, Maria, Simone und Maria Magdalena, als sie morgen den Leichnam Jesu noch salben wollten, an der Tagesordnung.

Denn – wie soll man diese Botschaft der Auferstehung überhaupt verstehen, deuten und vor allem auf der bisherigen Grundlage des jüdischen Glaubens bewerten.

Zunächst musste so banale Sachen geregelt werden, wer hat wann und wozu das sagen? Dazu wurde traf man sich zwischen Himmelfahrt und Pfingsten (Apg.1)

Zunächst der 12. Apostel nachgewählt oder besser per Los gezogen (Petrus, Johannes, Jakobus, Andreas, Philippus, Thomas, Bartholomäus, Matthäus, Jakobus Ben-Alphäus, Simon der Zelot und Judas Ben-Jakobus.).

Judas Iskariot war – so die Apg. – beim Kauf eines Acker, den er mit dem Blutgeld für den Verrat bezahlt hatte, zu Tode gestürzt.

Es konnte nur einer nachberufen werden, der seit der Taufe Jesu durch Johannes den Täufer bis zur Himmelfahrt des Auferstandenen schon dabei war und Auferstehungszeuge also Apostel sein kann.

Aus den 120 Anwesenden wurden zwei zur Auslosung ausgewählt: Barsabbas (genannt Justus) und Matthias, der dann gezogen wurde.

Mit der Rechtsfortbildung von Diakonien (Apg 6) wollten die Apostel sich der alltäglichen Arbeit befreien. Mit der Verabredung mit Paulus ca. 18 Jahre nach Kreuz und Auferstehung nun die Art der Heidenmission ohne die Pflicht, dass Heiden ZUERST Juden werden müssen, um am Heil Christi teil zu haben.

Schließlich der Kanon ab 150 nach Christus. Dann der Zeitpunkt des Osterfestes in Nizzäa 325 am ersten Sonntag nach Neumond nach Frühlingsanfang und dann – eher ohne Rechtsfortbildung ab dem 17. Jahrhundert die Tradition, dass der Osterhase Eier und damit die Zukunft der Auferstehung verdeutlich. Durch die industrielle Produktion zu Zucker per Zuckerrüben wurde dann auch der Osterhase zu einem günstigen Massenprodukt in der deutschen Ostertradition.

Nun im Jahr 2010 dachte man auch den Streit um den Lindt Goldhasen beendet zu haben, weil andere auch diesen Hasen in Goldfolie wickelte. Nun aktuell wird noch gestritten über den GOLDTON des Lindt Goldhasen, der übrigens 500 Millionen mal in Deutschland verkauft wird. Na, hätten wir mal soviel Impfstoff wie Goldhasen, idealerweise auch so in Schokolade verpackt.

2.       Bibeltext

Wenn wir uns dieser Frage des angemessenen Symbol-Bildes von Ostern und der Auferstehung nähern, bildet eigentlich der heutige Predigtext aus der Offenbarung eine hilfreiche Unterstützung.

Predigtext lesen.

Wie schon an Gründonnerstag als Jesus beim Abendmahl das Passalamm gebraten und verspeist hat, erscheint das Bild des Opferlammes ideal für die Frage, welches Bild und einzuprägen hat; also Osterlamm statt Osterhase.


 

Die Offenbarung des Johannes – ich hatte das ja an anderer Stelle und auch in den Vorträgen zur Apokalypse des Johannes vor 3 Jahren verdeutlicht, ist letztlich eine Art Theaterstück in mehreren Akten, die in den kleinasiatischen Gemeinden, die zu Beginn genannt werden, eine hohe Tradition hatte

Das Bild des Lammes ist dabei keineswegs idyllhaft, sondern es ist ein Lamm, das wie geschlachtet aussah, so Johannes in Off. 5, 6, dem heutigen Predigttext.

3.       Christus – als Opferlamm

So überlesen wir, überdenken und verdecken wir diesen Teil, diesen Wesentlichen Teil des Evangeliums. Wir haben nicht nur Ostern. Nein, wir haben KEIN OSTERN; wenn wir nicht die Opferlammthematik in Folter, Kreuz und Marter und Tod aufnehmen.

In Christus so die Botschaft für das Kreuz wird Gottes Sohn selbst geopfert. Gott selbst geht diesen Weg in Jesus, der Mensch und Gott zugleich ist.

Heilland, das heilende Lamm bedeutet ja nichts anders als den Opfergang Jesu für uns.

Dass dies bis heute für viele unverständlich und unbegreifbar ist, weil eben der Verstand und das Greifbare sich eben nicht im Evangelium ausmacht.

Es gibt auch nicht zu begreifen oder zu verstehen beim Evangelium. Evangelium ist allein eine zu glaubende, anzunehmende und zu lebende Gewissheit des Opfertodes Jesu und seiner Auferweckung durch Gott, die für uns stellvertretend wirken.

Ersatzvornahme – würde man Juristisch sagen. Also eine Vornahme einer Handlung eines anderen für uns.

Diese Ersatzvornahme Jesu ist eine Handlung, die an uns selbst wirkt.

Wirkt, wenn wir diese Ersatzvornahme an uns zulassen.

Mehr ist nicht nötig, als dieses Zulassen der Ersatzvornahme um in diesen Genuss des Heils für uns zu kommen und damit dir Eintrittskarte in das himmlische Leben über den Tod hinaus zu erhalten.

4.       Heute

Warum wir in dieser Welt aber häufig dieser harten Realität des Evangeliums mit all seinen Konsequenzen, eine Art Idyllisierung der Botschaft entgegenstellt, bleibt zwar verständlich, aber hinter letztlich den Glauben an das Evangelium.

Wenn wir also – wie ich verkürzt und sloganartig sage: das Leben geht weiter – darf man das nicht in das hessische „Lebbe geht wieder“ ummodeln um auf das hiesige Leben abzuzielen. Dass ist gerade nicht die Evangeliumsbotschaft, die trägt. Sondern die Botschaft lautet: das das Leben für die an Einsamkeit, an Altersschwäche, an Krebs, beim Unfall oder auch an Corona gestorben sind, über den Tod hinaus zum Leben in Christo gerufen, berufen sind und sich dieser Gewissheit erfreuen dürfen.

Wir hier – also in den kümmerlichen Rest des eigenen irdischen Lebens – leben zwar hier weiter, aber eben auch in der Hoffnung, Zuversicherung und Gewissheit, dass wir einst über den eigenen Tod hinaus zum Leben vom geschlachteten Lamm getragen werden.

Ob mit Goldfolie ummandelt oder einer innerweltlichen Rechtsfortbildung – nun – das ist komplett egal im Angesicht dessen, was wir heue in der Tradition der ersten Christen und der frühen Kirche zu verkündigen haben.


 

Und so bin ich unendlich stolz auf die leistung des Kirchenvorstandes der evangelischen Paulusgemeinde, der in der Tradition der ersten Christen ebenso mutig, klar und unverbrüchlich an Ostern 20/21 nicht Corona alsSieger der Angst vor dem Tod ausgerufen hat, sondern am 24.03.2021 bekannte:

>Der Kirchenvorstand beschließt, dass – ungeachtet des Wunsches der staatlichen Stellen – die Evangelische Paulusgemeinde in Raunheim Präsenzgottesdienste weiterhin anbietet; im Besonderen auch im Blick auf Karwoche, das Kreuz- und Todeserlebnis und die Auferstehungserfahrung.

Die Paulusgemeinde will die Hoffnungsverkündigung gerade in einer Zeit der verwirrenden sowie der wankelmütigen Positionierungen und der scheinbaren staatlichen Orientierungslosigkeit nicht auch in Kirche übertragen wissen. Das Evangelium, also die Botschaft der Hoffnung auch und gerade über den Tod hinaus, ist nicht verwirrend oder orientierungslos, sondern mutig, sinnstiftend und in dieser Hoffnung lebensbejahend und damit für unsere Zukunft aufbauend.<

 Ergebnis: 11:0:1

 

Amen.

Herr Schenke uns weiterhin die Zuversicht deines Evangeliums an uns. Amen.