08.03.2020 (Römer 5, 1-11): Friedensgerecht erklärt

Luther 2017: Friede mit Gott Neue Evangelistische Übersetzung
(NEÜ): Für gerecht erklärt und mit Hoffnung erfüllt

1    Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus.

2    Durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit, die Gott geben wird.

3    Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt,

4    Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung,

5    Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.

6    Denn Christus ist schon zu der Zeit, als wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben.

7    Nun stirbt kaum jemand um eines Gerechten willen; um des Guten willen wagt er vielleicht sein Leben.

8    Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.

9    Um wie viel mehr werden wir nun durch ihn gerettet werden vor dem Zorn, nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht geworden sind.

10 Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, um wie viel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnt sind.

11 Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch Gottes durch unsern Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung empfangen haben.

 

1 Nachdem wir nun aufgrund des Glaubens für gerecht erklärt wurden, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.

2 Durch ihn haben wir auch freien Zugang zu der Gnade bekommen, in der wir jetzt leben. Das geschah im Glauben, und wir sind stolz auf die Hoffnung, mit der wir nun der Herrlichkeit Gottes entgegengehen dürfen.

3 Aber nicht nur das: Wir sind auch stolz in den Bedrückungen, denen wir ausgesetzt sind, denn wir wissen, dass wir durch Leiden Geduld lernen;

4 und wer Geduld gelernt hat, ist bewährt, und das wiederum festigt die Hoffnung.

5 Und in dieser Hoffnung werden wir nicht enttäuscht, denn Gott hat uns mit dem Heiligen Geist, den er uns geschenkt hat, auch seine Liebe ins Herz ausgegossen.

6 Denn der Messias ist schon damals, als wir noch ohnmächtig der Sünde ausgeliefert waren, für uns gottlose Menschen gestorben.

7 Nun wird sich kaum jemand finden, der für einen Gerechten stirbt; eher noch würde sich jemand für eine gute Sache opfern.

8 Aber Gott hat seine Liebe zu uns dadurch bewiesen, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren.

9 Und nachdem wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt sind, werden wir durch ihn erst recht vor dem kommenden Gotteszorn gerettet.

10 Denn durch den Tod seines Sohnes hat Gott uns ja schon versöhnt, als wir noch seine Feinde waren. Deshalb werden wir jetzt, nachdem wir versöhnt sind, erst recht durch die Kraft seines Lebens gerettet werden.

11 Aber es ist nicht nur diese Hoffnung, die uns mit Stolz und Freude erfüllt, sondern auch die Beziehung zu Gott, die uns durch Jesus Christus geschenkt ist. Denn durch ihn sind wir schon jetzt mit Gott versöhnt.

1.      Einleitung

Was Pax Romana bedeutet, also der sogenannte „Friede römischer Art“, wissen die gebildeten Asterix Leser/innen sehr wohl.

Befriedet ist das gallische Land durch den militärischen Siege Cäsars über Veringetorix bei Alesia im Jahr 52 v. Christus. Allein das kleine, gallische Dorf kann mit seinem Zaubertrank gegen die militärische Übermacht bestehen und sich so die römischen Sitten vom Leib halten; bedingt halt. Denn mit den Fischen von Verleihnix (Gestalten von Asterix) bewältigen die meist friedvollen Bewohner des namenlosen Dorfes in der Bretagne ihren innerdörflichen, alltäglichen Kleinkrieg.

Pax Romana, der Friede nach römischer Art, beschreibt dabei eigentlich zwei spezifische Form des gesellschaftlichen Friedens.

Zunächst geht es um die Verlagerung des inneren Bürgerkrieges auf die Kriegshandlungen gegen nicht römische Nationen; also eine Art Burgfrieden um andere Länder zu erobern. Sodann versteht man unter „Frieden nach römischer Art“ auch die Strategie, die eroberten Nationen und Bevölkerung in dieses römische Friedensystem des römischen Imperiums über Provinzen einzubinden. Die eroberten Länder verlieren die Selbständigkeit und werden Teil des Burgfriedens nach römischer Art.

Allgemein ist dieser Friede auch mit der Kanonenbootpolitik der der Briten oder der USA im 19. Jahrhundert bekannt geworden. Beispielsweise landete im Jahr 1853 Captain Perry mit seinen Kanonenbooten in Japan und zwang dem Shogun einen Vertrag über „Frieden und Freundschaft“ auf.

Frieden oder lateinisch PAX ist also wie alles im Leben ein mehrzüngiger Begriff, der – je nachdem wie und von wem er verwendet wird – höchst unterschiedlich sein kann. Der Frieden nach EKHN Art beispielsweise – so die EKHN Synode in ihrer letzten Sitzung – redet bei der Verlautbarung vom „gerechten Frieden“. Die EKHN will „Kirche des gerechten Friedens werden“.

Es wird deutlich, dass man den Begriff Frieden höchst unterschiedlich verstehen kann oder gar will. Ob aber dies an dem, was mit Frieden gemeint ist erreicht, bleibt fragwürdig.

Denn letztlich geht es um menschliche Vorstellungen von Frieden für Klima, Generationen, Völker, Nationen oder die Schöpfung.

Problematisch sind diese Friedensarten nach ökologischer, gesellschaftlicher, nationenübergreifender, religiöser, zukünftiger oder gerechter Art

Immer durch die Menschliche Sich von Dingen. Begriff können von ihrer positiven Seite gefüllt werden, oder man kann sich ihnen durch Abgrenzung der negativen Seite nähern.

Und irgendwie ist und das negative Heranschleichen an Positives eher in die Wiege gelegt, aber das positive.

Gesund ist wer nicht krank ist. Geliebt, wer nicht vernachlässigt wird. Beglückt, der keine Rückschläge zu erleiden hat. Reich, der keine Sorgen mehr hat. Kreditwürdig, wer keine negativen Einträge hat.

Das Negative ist viel präsenter als das Positive.

Ein aktuelles Beispiel: Bis der Corona Virus (nicht das Bier) in Deutschland keine Ausbreitung mehr erfährt, müssen erst 2/3 der Bevölkerung infiziert werden. Diese – so der Fachbegriff - Durchseuchung der Bevölkerung ist ein ganz normaler Vorgang bei einer derartigen Epidemie. Also müssen ca. 56 Millionen in Deutschland erst infiziert werden, damit das Virus sich nicht mehr weiter ausbreitet. Und solange wir keine Impfstoffe haben und die Sterblichkeits-Rate, die sogenannte Letalität höher als bei der normalen Grippe, niedriger als bei der sogenannten spanischen Grippe von 1918/19. Also ein Friede vor Corona-Vieren bedeutet irgendwie, dass fast alle den Virus erleiden müssen, damit die Epidemie und die Nationen zur Ruhe kommen können.

2.      Bibeltext

Was dieser Form von Frieden nach Menschen Art oder der Befriedung von Krankheiten mit dem heutigen Bibeltext zu tun hat, macht der Text selbst deutlich.

Ich lese aus dem Brief des Paulus an die Christen in Rom, 5, 1-11.

Es geht um Frieden und die Bereitschaft der Menschen auf Hoffnung, nach dem wir von Christus selbst den Frieden Gottes empfangen haben, der allein gerecht ist, gerecht macht und Gerechtigkeit in sich birgt.

Kein Friede oder ein Befriedung nach menschlichen Vorstellungen also.

Der Römerbrief - geschrieben um das Jahr 55 - lässt sich deshalb so genau datieren, weil er auf die Anfangszeit des Kaiser Nero eingeht. Die Juden und Christen waren im Jahr 49 von Kaiser Claudius aus Rom vertrieben worden, weil sie Radau gemacht hatten. Diese Ausweisung aus Rom aufgrund öffentlicher Randale wegen Chrestos (Sueton, Claudius 25,4: Iudaeos impulsore Chresto assidue tumultuantes Roma expulit. Claudius vertrieb die Juden aus Rom wegen Tumulten, die andauernd durch Chrestos ausgelöst waren) wird vom neuen, noch vernünftigen Kaiser Nero aufgehoben. Hinein in diese Zeit des Neuanfangs der Juden und Christen in Rom schreibt Paulus seinen Brief. Er war noch nicht in Rom. Mit seinem Brief an die Römer stellt er sich vor und setzt die wesentlichen Botschaften seiner Verkündigung ab: Gerechtigkeit aus dem Glauben; nicht aus Werken (Römer 3,21-5,21).

Unser Text gehört also mitten in das theologische Herz der paulinischen Theologie. Allein die Gerechtigkeit, die bei Gott gilt, schafft im Glauben auch unsere Gerechtigkeit Gott gegenüber. Und diese Gerechtigkeit, die im Glauben an Christus geschenkt wird allein ist es die Frieden mit Gott macht. Frieden nicht nach Lieschen Müllerinnen Art, sondern Frieden, der durch die Gerechtigkeit Gottes selbst uns eingepflanzt ist.

3.      Christus – Gerecht erklärt in Jesus Christus

Geheilt in Christus. Er allein ist der Impf-, der Wirk-, der Heilsstoff, der den Frieden nach selbstgerechter menschlichen Art nicht nur zu überwinden vermag, sondern Frieden an sich ist.

Paulus beschreibt das im heutigen Text eindeutig als eine Abkehr vom Frieden nach menschlicher Art. Denn – so Verse 7-11 – kein Mensch opfert sich selbst, sondern ist aus seinen Vorteil bedacht. Die notwendige Selbst-LOSIGKEIT, also das Loslösen von dem eigenen egoistischen Selbst, selbstlos eben, verschafft uns Menschen Linderung, Heil und Frieden in Christus.

Irgendwie wird das vergessen. Die Ansagen und Sprachen bei Frieden sind aus dem Negation, dem Blick des Schlechten geboren; nicht aus dem Blick des Guten und Positiven, des Selbstlosen. Hier des Selbstlosen Gottes, der sich selbst für uns dahingibt, um einen Frieden zu schenken, der uns nicht mit der Welt zunächst versöhnt, sondern MIT UNS SELBST. Ja, der Heilland, Heilt und von uns selbst. Er impft uns mit dem Glaubensserum der Selbstlosigkeit.

4.      Heute – das Serum der Gerechtigkeit

Und heute ist die Frage einfach. Nach welchem Serum sehnen Sie sich? Was soll Sie heil machen? Was soll Sie gesunden lassen? Welcher Arzt sollte Ihnen zur Seite stehen, wenn die Bitternis der Welt oder der Grippe-Viren nach ihrem Leben trachtet; dem leben im Frieden und mit der Gerechtigkeit Gottes? Und natürlich sind wir als Evangelische nicht doof, fatalistisch oder lebensmüde. Wir setzen unsere Fähigkeiten ein, Krankheiten, Wohlstand und friedvolles zusammenleben zu organisieren, zu erbitten. Wie wir auch gegen Krankheit, Heimatlosigkeit, Hunger und böse Erzieherinnen zum Leben stehen. Wir sind nicht doof, auch wenn ich und ihr unter der Hybris der Instinkte leiden; und unter jener Annahme oder Versuchung stehen, zu meinen, wir Menschen können alles bewirken.   

Sünde (vgl. dazu die Predigten vom 01.03.2020 oder vom 18.08.2018) ist ja, dass wir meinen über unseren Instinkt verstandesmäßig siegen könnten. Wie dumm dies ist, also wie sündig wir sind, zeigen die Zerbrechlichkeiten der Lieferketten, wenn die Lieferkette länger ist als der Gang vom eigenen Hühnerstall oder Gartenbeet bis zur eigenen Küche. Lieferketten über einen Supermarkt sind etwas länger halt und damit – was wir oft vergessen – anfälliger wenn Essen aus fernen Ländern, oder PCs, Handy oder Kleidung aus Asien kommt.

Viren verstecken sich. Nur mal so zum Vergleich: Ein Coronavirus ist ca. 120 nm (Nanometer 1 Millionsten Millimeter) groß. Das bedeutet, dass auf einen Millimeter längs 8.300 Viren passen oder auf einen Kubik-Millimeter (8.300³=578 Billionen) genügend Viren für jeden Bewohner in Deutschland und zwar um die 70.000 Viren für jeden Einzelnen der 83 Millionen; auf einer Nagelspitze!

Frieden gibt uns dieses Wissen nicht. Denn Frieden ist letztlich eine Sache der menschlichen Vorstellung und Empfindung. Frieden durch den Gottes Selbstlosigkeit dagegen – wie Paulus es beschreibt – ist der Garant für den Frieden (Vers 1-5, Neue Evangelistische Übersetzung)

1    Nachdem wir nun aufgrund des Glaubens für gerecht erklärt wurden, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.

2    Durch ihn haben wir auch freien Zugang zu der Gnade bekommen, in der wir jetzt leben. Das geschah im Glauben, und wir sind stolz auf die Hoffnung, mit der wir nun der Herrlichkeit Gottes entgegengehen dürfen.

3    Aber nicht nur das: Wir sind auch stolz in den Bedrückungen, denen wir ausgesetzt sind, denn wir wissen, dass wir durch Leiden Geduld lernen;

4    und wer Geduld gelernt hat, ist bewährt, und das wiederum festigt die Hoffnung.

5    Und in dieser Hoffnung werden wir nicht enttäuscht, denn Gott hat uns mit dem Heiligen Geist, den er uns geschenkt hat, auch seine Liebe ins Herz ausgegossen.

Mehr ist zum Frieden nun wirklich nicht zu sagen. Amen

Herr, lass uns erkennen, dass dein Friede die selbstlose Gerechtigkeit in Jesus Christus für uns und die Welt offenbart.

Amen.